Zwei lachende Frauen und eine weitere Person sitzen an einem Esstisch mit Kerzenlicht und essen.
Sich treffen, Spaß haben und ohne schlechtes Gewissen sogar Fleisch essen: mit Kulturfleisch ist das auch für Menschen möglich, die Tiere und die Umwelt schützen wollen. Symbolfoto: Canva

Wieso ist ein Wurstwechsel nötig?

Kulturfleisch kann gut für Tier, Umwelt und Mensch sein

Worum geht es? Fleisch, kultiviertes Fleisch - wenn beides dasselbe ist, warum sollte man das eine durch das andere austauschen? Antwort: Weil das "normale" Fleisch - gelinde gesagt - viele Probleme verursacht. Für die Tiere, die Umwelt und auch für die Menschen selbst. Für alle drei Bereiche könnte Kulturfleisch die Lösung sein. 

 

Warum Kulturfleisch für Tiere besser sein kann

 

Für herkömmlich produziertes Fleisch müssen Tiere sterben. Zudem werden sie oftmals unter schlimmen Bedingungen gehalten, transportiert und getötet. Wer diese Zustände nicht unterstützen möchte, lebt zumeist vegetarisch oder vegan.

 

Der Verzicht auf tierische Produkte erscheint vielen Tierfreunden als Lösung für die Missstände in der Tierhaltung. Doch leider reicht dieser Weg anscheinend nicht aus: Denn weltweit wird trotz aller veganer Trends immer mehr Fleisch gegessen. Tendenz steigend.

 

Kulturfleisch könnte ein Ausweg sein: Hierdurch können die Menschen weiterhin tierische Produkte essen (was sie anscheinend ohnehin tun), gleichzeitig könnte das Tierleid gestoppt werden. Mehr dazu lest Ihr hier.

 

Warum Kulturfleisch für die Umwelt besser sein kann

 

Die Produktion tierischer Lebensmittel, insbesondere von Fleisch, hat negative Auswirkungen auf die Umwelt. Es werden nicht nur Treibhausgase und Schadstoffe ausgestoßen, natürliche Ressourcen wie Land, Wasser und Energie werden außerdem sehr ineffizient eingesetzt.

Pflanzliche Nahrungsmittel schneiden in den meisten Punkten besser ab. Viele Menschen wollen allerdings weiterhin Fleisch, Milch, Eier und Co. essen. Die Zahl der Vegetarier und Veganer reicht global betrachtet nicht aus, um die Umweltschädigungen, die durch tierische Lebensmittel verursacht werden, wieder wettzumachen.

 

Kultiviertes Fleisch (aber auch Milch, Käse und andere Molkereiprodukte, die durch so genannte Präzisionsfermentation hergestellt werden) könnte(n) ein Ausweg aus dieser Zwickmühle sein. Um sich in puncto Umweltschutz gegen Schlachtfleisch behaupten zu können, muss kultiviertes Fleisch allerdings in Sachen Treibhausgase, Ressourcenverbrauch (Wasser, Energie, Land) und Schadstoffe überzeugen. 

 

Eine klare Aussage, wie sich Kulturfleisch auf die Umwelt auswirkt, kann jedoch noch nicht mit Sicherheit getroffen werden. Die Branche steckt schließlich noch in den Kinderschuhen. Es gibt zwar so einige Studien, die große Hoffnungen in Bezug auf die In-Vitro-Technologie haben. Doch die meisten Bewertungen sind eher Schätzungen. Es gibt mittlerweile aber eine Ausnahme: Bei einer Studie des niederländischen Forschungsinstituts Delft (veröffentlicht im Januar 2023) wurden zum ersten Mal echte Daten von gut 15 Unternehmen mit einbezogen, die bereits in der Kulturfleisch-Branche tätig sind.

 

Die Delft-Studie attestiert Kulturfleisch hohes Potenzial in Sachen Umweltverträglichkeit. Vor allem was den Landverbrauch, die Luftverschmutzung und die stickstoffbedingten Emissionen durch die Düngung anbelangt, scheint Kulturfleisch gegenüber konventionellem Fleisch zu punkten. Woran das liegt? "Kulturfleisch ist bei der Umwandlung von Feldfrüchten in Fleisch fast dreimal effizienter als Hühnchen, das effizienteste Tier", urteilen die Forscher. 

 

Der Energieverbrauch ist bei der Produktion von kultiviertem Fleisch jedoch hoch, weshalb erneuerbare Energien zum Einsatz kommen müssten. Ist dies der Fall, verursacht die neue Technologie laut den Delft-Forschern weniger Treibhausgase als Rind- und Schweinefleisch. Mit Hühnerfleisch wird Kulturfleisch dann in Sachen Treibhausgase Kopf an Kopf liegen. Mehr dazu lest Ihr hier.

 

Warum Kulturfleisch für den Menschen besser sein kann 

 

Vermutlich krebserregend, mit Keimen belastet und mit Antibiotika vollgepumpt - regelmäßig hört und liest man Meldungen, die vor dem Verzehr von Fleisch warnen. Oftmals wird auch auf ein erhöhtes Risiko für Schlaganfall und Herzerkrankungen verwiesen. Die Liste ist lang. 

 

Ist es da nicht kontraproduktiv, noch eine Art von Fleisch, sprich Kulturfleisch, auf den Markt zu bringen? Nicht ganz. Denn durch die neuartige Herstellung von Clean Meat gäbe es viele neue Möglichkeiten, Ungesundes durch Gesundes zu ersetzen. Weniger Fett? Bitte sehr! Nicht ganz so viel Cholesterin? Gerne doch! Ach ja, wo wir gerade dabei sind: Können wir auch die Keime und Antibiotika weglassen? Wahrscheinlich schon. Stattdessen könnte man mehr von dem guten Zeug hineintun, zum Beispiel Omega-3-Fettsäuren und gesündere Fette. (Hier geht's zu den direkten gesundheitlichen Auswirkungen des Fleischkonsums)

 

Übrigens: Beim Thema Antibiotika kann ein noch viel größerer Bogen gespannt werden: Wenn es keine Massentierhaltung mehr gäbe, wäre viel weniger von dieser Arznei in der Viehzucht nötig. Dadurch könnte der Entstehung von immer mehr resistenten Bakterien Einhalt geboten werden. Dieser Punkt sollte nicht unterschätzt werden: 1,3 Millionen Menschen sterben jährlich auf der ganzen Welt, weil Antibiotika bei ihnen nicht mehr wirken. (Hier geht's direkt zum Thema Antibiotika)

 

Eine noch größere Zahl an Menschen - nämlich 2,7 Millionen - stirbt weltweit pro Jahr an einer anderen Sache, die eng mit der gigantischen Menge an so genannten Nutztieren einhergeht: Die Rede ist von Zoonosen. Also Infektionskrankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können - und umgekehrt. Zu ihnen gehören beispielsweise Salmonellen, Vogel- und Schweinegrippe, Ebola, Tollwut und Pest. Ein Grund dafür, dass Zoonosen sich verbreiten können, ist die stetige Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen, auf den die großen Futtermengen für die Massentierhaltung angebaut werden. (Hier geht's direkt zum Thema Zoonosen)

 

Alles zu den gesundheitlichen Nachteilen von Fleisch und den vermuteten Vorteilen von Kulturfleisch lest Ihr hier.