Zwei Frauen und zwei Männer sitzen unter Bäumen und lachen. Durch die Blätter scheint die Sonne.
Mehr Gesundheit, mehr Lebensfreude - Kulturfleisch könnte negativen Folgen des Fleischverzehrs den Garaus machen. Foto: Canva

Warum Kulturfleisch auch für den Menschen besser sein kann

Die Gefahren von Schlachtfleisch: Krebs, Keime, Zoonosen

Stand: November 2023

Worum geht es? Kulturfleisch kann für den Menschen gesünder sein als "normales" Fleisch. Das ist zumindest eine Hoffnung, die von Verfechtern der Cultured-Meat-Idee gehegt wird. Ist da etwas dran? Um das zu klären, muss man sich anschauen, was das Problem von herkömmlichem Fleisch ist. Warum gilt es als ungesund? 

 

Die drei Problembereiche von herkömmlichem Fleisch 

 

Die gesundheitlichen Risiken von herkömmlichem Fleisch können in drei Bereiche gegliedert werden: Als erstes sind die direkten Auswirkungen des verzerrten Fleisches auf den menschlichen Körper zu nennen. Zweitens geht es um den hohen Antibiotika-Einsatz in der Viehzucht und die daraus entstehenden Folgen für die menschliche Gesundheit. Und drittens sollte man sich die Ausbreitung von Zoonosen (also Infektionskrankheiten, die von Tier zu Mensch übertragbar sind) anschauen.

 

Problembereich Nummer 1: Direkte Auswirkungen von Fleischverzehr auf die Gesundheit 

 

2015 hat die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), verarbeitetes Fleisch (das sind zum Beispiel Würstchen, Schinken und Co.) als krebserregend sowie rotes Fleisch (vor allem Rind-, Schweine- und Lammfleisch) als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. 1, 2 

 

Von Schlaganfall bis Diabetes 

 

Auch laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) erhöht der Verzehr von rotem Fleisch das Risiko für Schlaganfall, koronare Herzerkrankungen (koronare Herzerkrankungen bedeutet, dass die großen Adern, die den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgen, verengt sind. Andere Herzerkrankungen sind zum Beispiel Herzmuskelentzündung und angeborene Herzfehler), Dickdarmkrebs, Brustkrebs und Diabetes Typ 2. 3

Ein Blutzuckermessgerät liegt auf einem Holztisch. Daneben ist ein Finger mit einem roten Bluttropfen zu sehen.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung erhöht das Essen von rotem Fleisch das Risiko für Diabetes Typ 2. Foto: Canva

Viele Studien verweisen auf gesundheitliche Risiken

 

Nicht nur die Internationale Agentur für Krebsforschung und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung weisen auf Gefahren durch Fleischverzehr hin. Es gibt laut Umweltbundesamt viele weitere Studien, die den Zusammenhang zwischen übermäßigem Fleischkonsum und beispielsweise Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck belegen. 4

 

Ist es wirklich das Fleisch an sich, das ungesund ist?

 

Doch ist es tatsächlich das Fleisch selbst, das diese Risiken birgt, oder ist es etwas anderes? Vielleicht liegt es ja eher an der Haltung der Tiere, die das Fleisch ungesund machen kann. Vielleicht sind das Futter oder die Medikamente, die die Tiere bekommen, entscheidend. Möglicherweise beeinflusst auch ausschließlich die Art, wie Menschen das Fleisch zubereiten - also ob sie es kochen, braten oder grillen - ob das Gericht am Ende gut oder schlecht für den menschlichen Körper ist. Darauf weist das Umweltbundesamt auch hin.

 

Warum könnte Kulturfleisch gesünder sein?

 

Eines vorweg: Es gibt noch keine Studien

 

Die Kulturfleisch-Branche steckt noch in den Kinderschuhen und bislang können Konsumenten In-Vitro-Fleisch nur in Singapur und in den USA verzehren. Also gibt es noch keine weitreichenderen Erfahrungen, Untersuchungen oder Studien, die etwas darüber aussagen könnten, ob das reine Kulturfleisch-Produkt gesünder ist als das Schlachtfleisch auf dem Teller. Auch hier gilt erneut: Es gibt lediglich Hoffnungen und theoretische Überlegungen. 

 

GFI: Besseres Nährwertprofil

 

Kultiviertes Fleisch bietet aber laut Good Food Institute (GFI) ganz klar die Möglichkeit, das Nährwertprofil von Fleisch zu verbessern. So werde in Spanien (Stand August 2023) in einem öffentlich geförderten Projekt daran gearbeitet, kultiviertes Fleisch mit gesünderen Fetten zu entwickeln, um den Cholesterinspiegel und das Darmkrebsrisiko zu senken. 6, 7

 

Eine hübsche junge Frau mit langen braunen Haaren sitzt im Außenbereich eines Restaurants an einem Tisch. Sie hat gerade einen Bissen von ihrer Gabel genommen und schließt genießerisch ihre Augen.
Schlemmen ohne schlechtes Gewissen - Kulturfleisch könnte nicht nur Tiere vor dem Tod bewahren, sondern auch noch über ein besseres Nährwertprofil als Schlachtfleisch verfügen. Foto: Canva

Anreicherung mit Vitaminen möglich

 

Auch das Umweltbundesamt kennt die positiven Vorhersagen: "In-Vitro-Fleisch könnte ein Nahrungsmittel werden, das mit zusätzlichen Nährstoffen wie Vitaminen oder Omega-3-Fettsäuren angereichert wird und einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben soll", heißt es in dem Trendbericht "Fleisch der Zukunft" von 2019. Darauf spekulierten zumindest die Entwickler und Befürworter. 8

 

Zusatz von Mineralstoffen denkbar

 

Das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung betont ebenfalls, dass die Datenlage für eine endgültige Bewertung des Gesundheitswertes von In-Vitro-Fleisch unzureichend ist. Möglich wäre es aber beispielsweise, dem Kulturfleisch Mineralstoffe wie Eisen, Zink und Selen zuzusetzen. Ob so eine Zugabe von Mineralstoffen Lebensmittel aber überhaupt gesünder macht, sei noch gar nicht erwiesen. 9

 

Große Hoffnungen, Studien fehlen noch

 

Fazit: Fleischverzehr erhöht das Risiko, krank zu werden. In diesem Punkt sind sich zahlreiche Studien und Institutionen einig. Es bleibt ein Restzweifel, ob dies an dem Fleisch selbst liegt, oder vielleicht an der Tierhaltung, an der Gabe von Medikamenten oder an der Zubereitung des Fleischs. Dies könnte sogar als weiteres Argument für Kulturfleisch angesehen werden. Denn bei der Produktion von Kulturfleisch fällt die Massentierhaltung weg, die Gabe von Medikamenten an die Tiere dürfte ebenfalls verringert werden. Ob der Nährwert von Kulturfleisch (beispielsweise durch weniger Cholesterin oder mehr Omega-3-Fettsäuren) besser sein könnte als von Schlachtfleisch, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden. Die Hoffnungen sind diesbezüglich aber hoch. Sicher ist: Kulturfleisch hat (in puncto direkte Auswirkungen auf den Körper) das Potenzial, gesünder zu sein als Schlachtfleisch.

 

Bleiben also noch die beiden anderen Punkte, wegen denen Kulturfleisch gesünder für den Menschen sein könnte als Schlachtfleisch: ein verringerter Antibiotika-Einsatz und eine Eindämmung von Zoonosen:

 

Hier geht es zum Problembereich Nummer 2: Antibiotika-Einsatz in  der Viehzucht 

Hier geht es zum Problembereich Nummer 3: Ausbreitung von Zoonosen